Was hat dictaJet mit in einem Testzentrum oder einer Bombenentschärfung zu tun? Direkt gar nichts. Indirekt sehr viel, denn unser Redakteur Gerhard hat nebenberuflich ein Ehrenamt beim DRK. Genau genommen ist er Bereitschafts- und Einsatzleiter der Bereitschaft des DRK-Ortsvereins Braunshardt.
In dieser Funktion nimmt er an Übungen und Fortbildungen teil. Der Ortsverein hat während der Pandemie aber z. B. auch ein Testzentrum organisiert und unterstützt professionelle Einsatzkräfte in Ausnahmezuständen. In diesem Artikel wollen wir die Tätigkeit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte genauer beleuchten. Dazu sehen wir uns einen solchen Ausnahmezustand genauer an.
Ehrenamtliche bei einer Bombenentschärfung
Am 20. März 2023 wurde auf dem Gelände der Firma Röhm in der Riedbahn (einem Ortsteil von Weiterstadt) bei Bauarbeiten eine 500-kg-Bombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Für die Entschärfung mussten in einem Radius von 1000 Metern im Ortsteil Riedbahn ca. 2500 Anwohner*innen ihre Häuser verlassen. Nach dem Fund kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass Gerhards Bereitschaft bei der Evakuierung involviert sein würde.
Freistellung von Ehrenamtlichen
In einem solchen Fall gibt die Leitstelle zunächst einen Voralarm aus. Anschließend wird bei den Einsatzkräften der Bereitschaft abgefragt, wer überhaupt Zeit hat. Dazu kontaktiert Gerhard als Einsatzleiter jeder einzelne Person, meistens telefonisch. Außerdem klärt die Leitstelle in dieser Phase, ob die Ehrenamtlichen einen Verdienstausfall erhalten. Denn sie werden zwar von ihren Arbeitgeber*innen freigestellt, erhalten für den Freistellungszeitraum aber kein Gehalt. Diesen Verdienstausfall übernimmt bei manchen Einsätzen eine andere Stelle. Die Arbeitgeber*innen zahlen in letzterem Fall ganz normale das Gehalt aus und erhalten am Monatsende von ihrer Mitarbeiterin oder ihrem Mitarbeiter ein Formular, über das sie sich das Gehalt für den Freistellungszeitraum erstatten lassen können. Wird der Verdienstausfall nicht übernommen, machen die Ehrenamtlichen für die Dauer des Einsatzes beruflich Minusstunden und erhalten keinen Lohn.
Im Fall der Bombenentschärfung stand nach einigem Hin und Her fest, dass die Stadt Weiterstadt den Verdienstausfall für die eingesetzten Kräfte übernehmen würde. Anschließend informierte Gerhard erneut alle Einsatzkräfte telefonisch über die Entscheidung, damit sie wiederum ihre Arbeitgeber*innen informieren und eine Freistellung erwirken konnten. Nach geraumer Zeit stand fest: Die Bereitschaft würde mit einer Stärke von 12 Einsatzkräften zur Verfügung stehen.
Wohlgemerkt sind Arbeitsgeber*innen nicht verpflichtet, ihre Mitarbeitenden für die ehrenamtliche Tätigkeit freizustellen. Bei dictaJet wird Gerhards Verfügbarkeit auf Vertrauensbasis gehandhabt und der Führungskreis verlässt sich darauf, dass er bei dringenden beruflichen Aufgaben seinen Arbeitsplatz nicht verlässt.
„Mein Antrieb für die ehrenamtliche Tätigkeit ist, Menschlichkeit und Hilfe zu spenden, ohne dass Ansehen, Herkunft, Religion einer Person eine Rolle spielen. In der Rotkreuz-Gemeinschaft sind alle dieser Idee verpflichtet, unabhängig davon, wer man ist, was man ist und wo man herkommt. Des Weiteren bin ich der Überzeugung, dass ein jeder der Gesellschaft ein wenig von dem, was man selbst erhalten hat, zurückgeben sollte.“
Betrieb einer Notunterkunft
Nach Erhalt des offiziellen Einsatzbefehls steht noch eine finale Materialkontrolle an. Am 23. März um 7:30 Uhr übernahm die Bereitschaft des DRK-Ortsverbands Braunshardt dann den Betrieb der Notunterkunft im Bürgerhaus Weiterstadt. Die Einsatzkräfte wurden auf die verschiedenen Funktionen wie Registrierung, soziale Betreuung und Versorgung aufgeteilt. Letzte Aufgaben wurden zugewiesen und pünktlich zum Start der Evakuierung war die Unterkunft einsatzbereit.
Im Laufe des Tages betreuten die DRK-Ehrenamtlichen etliche Einwohner. Für die Evakuierten gab es drei Notunterkünfte. Die des DRK-Ortsverbrands Braunshardt war vorwiegend für Familien gedacht, versorgte im Endeffekt aber einen Querschnitt durch die Gesellschaft, inklusive einiger mobilitätseingeschränkter Personen, die keine ärztliche Betreuung benötigten. Die Menschen erhielten in der Unterkunft Getränke und kleine Snacks. Bei einer längeren Betreuung hätten die Einsatzkräfte auch für warmes Essen gesorgt. Die sogenannte „soziale Betreuung“ beinhaltet primär Smalltalk zur Ablenkung. Zusätzlich war eine Zeit lang ein Betreuungs- und Therapiehund vor Ort, den insbesondere Kinder und ältere Menschen als beruhigend empfinden.
Zudem wird jede betreute Person registriert. Dies ist eine der Hauptaufgaben beim Betrieb einer Notunterkunft, passiert für die meisten Versorgten aber unbemerkt. Der Grund für die Registrierung ist, dass die Einsatzkräfte in einer Evakuierungssituation immer vom Worst Case ausgehen. Bei einer Bombenentschärfung wären dies die Detonation der Bombe, zerstörte Häuser und allgemeines Chaos. Für diesen Fall sind dann alle Menschen in der Unterkunft bereits erfasst und auf Nachfrage besorgter Familienmitglieder oder Nachbarn wäre eine Auskunft möglich – selbstverständlich unter Berücksichtigung des Datenschutzes.
Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz
Glücklicherweise trat der Worst Case in Weiterstadt nicht ein und gegen 12:52 Uhr gelang die Entschärfung der Bombe. Im Anschluss wurde die Evakuierung nach und nach aufgehoben und die Notunterkunft leerte sich zusehends. Die mobilitätseingeschränkten Personen wurden von Gerhard und seinen Kolleg*innen zurück in ihr Zuhause gefahren. Danach bauten die Ehrenamtlichen die Notunterkunft zurück und übergaben die Räumlichkeiten wieder der Stadt Weiterstadt.
Zurück in der DRK-Unterkunft in Braunshardt galt es als letzte Amtshandlung des Einsatzes, die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen. Dazu machten die Einsatzkräfte in den Fahrzeugen und im Verpflegungs- und Betreuungsanhänger Inventur, säuberten verwendete Gerätschaften und füllten ausgegebene Materialien wieder auf, z. B. Snacks oder auch Malbücher für Kinder. Um 17 Uhr war der Einsatz für den Ortsverband dann wirklich beendet.
Ehrenamtliche Tätigkeit aus Sicht von dictaJet
Die Einsatzkräfte sind für diesen Einsatz an ihren hauptberuflichen Arbeitsstellen einen kompletten Arbeitstag ausgefallen. Bei anderen Gelegenheiten ist Gerhard nur ein paar Stunden nicht an seinem Schreibtisch, er hat sich aber auch schon die Nächte um die Ohren geschlagen und musste sich dann für den nächsten Tag freistellen lassen. Wieso macht ein*e Arbeitgeber*in das mit? dictaJet-Geschäftsführer German Beck muss bei der Antwort nicht lange überlegen:
„Für mich ist das eine Rückzahlung an die Gesellschaft, denn ich bin der Meinung, dass unsere Gesellschaft durch genau solche Aktivitäten überhaupt funktioniert. Außerdem bin ich selbst ehrenamtlich tätig als Vorstand des Fördervereins einer Schule und sehe das als gesellschaftliche Verantwortung. Deshalb unterstütze ich gerne auch Gerhards ehrenamtliche Tätigkeit beim DRK.“
Am Ende ist es also wie so oft im Leben: Alles ist ein Geben und Nehmen und auch im beruflichen Kontext sind manche „Extrawürste“ es wert, gefördert zu werden. Für Gerhard ist seine ehrenamtliche Tätigkeit eine Herzensangelegenheit. Gleichzeitig weiß er genau, dass Einsätze wie bei der Bombenentschärfung in Weiterstadt für ihn nur möglich sind, weil dictaJet ihm volle Rückendeckung gibt und sein Engagement würdigt und unterstützt.
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