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iiRDS

Definition und Entstehung von iiRDS

iiRDS steht für intelligent information Request and Delivery Standard. Es handelt sich also um einen Standard für die intelligente Bereitstellung von Informationen. Entwickelt wurde dieser Standard von der Gesellschaft fürTechnische Kommunikation (tekom e.V.). Daher bezieht er sich explizit auf Nutzungsinformationen im Fachgebiet der Technischen Dokumentation.

Es geht bei iiRDS jedoch nicht um die Inhalte der Dokumentation, sondern allein um deren Abruf und Bereitstellung. Der Standard wurde von einer tekom-Arbeitsgruppe entwickelt, die sich mit der Frage auseinandersetzte, wie Technische Dokumentation im Zeitalter von Digitalisierung und Industrie 4.0 effizient und nutzerfreundlich bereitgestellt werden kann.

iiRDS und die Bereitstellung intelligenter Informationen

Denn mit fortschreitender Digitalisierung wird das Konzept umfangreicher, dokumentbasierter Handbücher zunehmend obsolet. Es entspricht nicht mehr den Anforderungen der Nutzer, die es gewohnt sind, jederzeit flexibel Zugang zu genau den digitalen Informationen zu haben, die ihrem Informationsbedarf entsprechen. iiRDS bietet die Möglichkeit, diesen veränderten Informationskonsum auch im Fachgebiet der Technischen Dokumentation zu berücksichtigen. Es ermöglicht die Umstellung von traditionellen dokumentbasierten Handbüchern auf intelligente, modulare Informationsvermittlung.

Der Standard bietet Vorteile auf zwei Ebenen. Einerseits ermöglicht er – dank seines einheitlichen Ausgabeformats – die flexible Nutzung unterschiedlicher Ausgabesysteme (z. B. Content-Delivery-Portal (CDP), Chatbots usw.) sowie die Integration von Informationen aus verschiedenen Quellen (z. B. Maschinen- und Prozessdaten, Informationen anderer Hersteller usw.). Andererseits basiert iiRDS auf der Nutzung modularer Informationseinheiten, die sich in unterschiedlicher Granularität bereitstellen lassen, damit sie genau zu Nutzer und Kontext passen. Dazu werden die Informationseinheiten über standardisierte Metadaten mit Kontext angereichert und über das iiRDS-Metadatenmodell eindeutig strukturiert. Anschließend sind die modularen Informationen so vernetzt, dass sie passend zum Kontext dynamisch bereitgestellt werden können – sei es über eine Facetten-Navigation, eine unscharfe Schlagwort- oder eine komplexe Phrasen-Suche.

Funktionsweise

Zum Zweck der Datenauslieferung definiert iiRDS ein einheitliches Format, in dem Nutzungsinformationen zwischen Erstellungs- und Auslieferungssystem ausgetauscht werden. Das Erstellungssystem kann ein Redaktions- oder Content-Management-System sein, während das Auslieferungssystem z. B. ein Content-Delivery-Portal oder eine andere Web-Anwendung sein kann.

In iiRDS ist Folgendes festgelegt, um eine dynamische Bereitstellung der intelligenten Informationen zu ermöglichen:

  • ein umfangreiches einheitliches Vokabular für die Metadaten, mit denen die Merkmale von Nutzungsinformationen einheitlich beschrieben werden (Abb. 1)
  • hierarchisch organisierte Metadatenklassen (sog. Taxonomien), die eine strukturierte Beschreibung der Nutzungsinformationen ermöglichen (Abb. 1)
  • ein vernetztes Metadatenmodell über festgelegte semantische Beziehungen (Abb. 2)

All dies ist in einer XML-Struktur festgehalten. Nachfolgend sind einige Elemente daraus genauer beschrieben. Ausführliche Informationen finden Sie in den vollständigen iiRDS-Spezifikationen. Da das gesamte iiRDS-Klassendiagramm sehr umfangreich ist, basieren die nachfolgenden Erläuterungen auf Ausschnitten, die an die Datstellung in der Software Protégé angelehnt sind, da diese für das menschliche Auge angenehmer ist. Die grafischen Notationen stammen also nicht aus iiRDS selbst.

Beispiel einer iiRDS-Klassenhierarchie

Abbildung 1: iiRDS-Klassenhierarchie (Taxonomie) für die Metadaten der Produktlebenszyklusphase; Fokus: Metadatenklasse „In Nutzung nehmen“

iiRDS beinhaltet ein standardisiertes Klassifizierungsmodell mit allen gängigen Kategorien aus der Technischen Dokumentation. Abbildung 1 zeigt als Beispiel die iiRDS-Klassenhierarchie der Metadatenklasse Produktlebenszyklusphase. Sie besteht aus den folgenden Elementen:

  • über eine has_subclass-Beziehung hierarchisch angeordnete Klassen
    (Kacheln mit gelbem Punkt)
  • die konkreten Metadaten, die als Individuen (d. h. konkrete Einzelmitglieder) einer Klasse deklariert sind
    (Kacheln mit violetter Raute)
  • hierarchische Beziehungen zwischen Klassen (has_subclass) und Zugehörigkeitsbeziehung der Metadaten zu einer Klasse (has_individual)
    (durchgezogene Richtungspfeile mit zugehöriger Bezeichnung)

Installation, In Nutzung nehmen und Einrichtung sind also die standardmäßigen Metadaten der Klasse In Nutzung nehmen. Diese ist eine Unterklasse der Metadatenklasse Produktlebenszyklusphase, die wiederum zur Klasse Produktmetadaten gehört.

Neben den standardisierten Metadaten können auch proprietäre, also unternehmenseigene Metadaten zu einer Klasse hinzugefügt werden. Auch ist es möglich, den iiRDS-Standard durch proprietäre Klassen zu erweitern, vorausgesetzt bestimmte Regeln werden eingehalten. Denn Konsistenz und Interoperabilität des Modells müssen gewährleistet bleiben, damit die spätere Bereitstellung der Informationen reibungslos funktioniert.

Beispiel für das iiRDS-Wissensmodell auf Klassen-Ebene

iirds
Abbildung 2: Ausschnitt aus dem iiRDS-Wissensmodell rund um die Informationseinheit – Metadatenklassen und die semantischen Beziehungen zwischen ihnen

Abbildung 2 zeigt ebenfalls einen Ausschnitt aus dem iiRDS-Metadatenmodell, allerdings nur die Ebene der Klassen und deren Beziehungen untereinander. Auch hier sind die Kacheln mit einem gelben Punkt wieder Klassen. Die Beziehungen zwischen den Klassen sind mit farbigen Richtungspfeilen und zugehöriger Bezeichnung (z. B. iirds:relates-to-product-lifecycle-phase) dargestellt. Die Bezeichnungen folgen dabei dem RDF-Schema. Weil es sich um Beziehungen ohne Hierarchie handelt, sind die Linien in dieser Darstellung gestrichelt.

Da iiRDS ein Metadatenmodell für die Informationseinheiten der Technischen Dokumentation ist, steht die Informationseinheit im Mittelpunkt des Modells. Die meisten Beziehungen gehen von ihr aus und setzen sie über die iiRDS-Relation „relates-to“ mit verschiedenen Kontextinformationen in Beziehung. So ist die Klasse Produktmerkmal z. B. über die iiRDS-Beziehung relates-to-product-feature mit der Informationseinheit verknüpft.

Auf diese Weise ordnet das iiRDS-Metadatenmodell einer Informationseinheit verschiedene Kontextinformationen zu. Wenn alle Informationseinheiten über dasselbe Metadatenmodell strukturiert sind, lassen sie sich über diese Kontextinformationen z. B. in ein CDP integrieren und untereinander vernetzen.

So entsteht rund um die Informationseinheiten ein Wissensnetz, durch das sie zu intelligenten Informationen (engl. smart information) werden. Basierend auf der Strukturierung im Wissensnetz können die einzelnen Informationen je nach Kontext und Abfrage dynamisch zusammengestellt werden, sodass sie genau zum momentanen Informationsbedarf passen.

Kompatibilität von iiRDS mit anderen Standards

Für eine umfassende Verwendbarkeit ist das iiRDS-Vokabular an verschiedene internationale Standard-Vokabulare des Semantic Web sowie an die DIN EN 82045-2 angelehnt. Außerdem sind in iiRDS die Metadaten der Richtlinie VDI 2770 enthalten, damit sich auch dokumentbasierte Herstellerinformationen für Anlagebetreiber über iiRDS eindeutig kategorisieren lassen.
Erweiterbar ist das iiRDS-Metadatenmodell ebenfalls, denn es basiert auf dem RDF-Schema, dem internationalen Standard zur formalen Beschreibung, Definition und Modellierung von Inhalten im Semantic Web. Durch diese Verzahnung ist sichergestellt, dass iiRDS offen, erweiterbar und interoperabel ist.